Oliver Warneboldt: „Banken setzen verstärkt auf Frühwarnung“

Oliver Warneboldt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer / Foto: © Marco Grundt
Oliver Warneboldt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer / Foto: © Marco Grundt

Oliver Warneboldt, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bei LW.P Lüders Warneboldt in Hannover und Lehrte, über die Folgen von Finanzkrise und Basel III für das Verhältnis zwischen Mittelstand und Banken.

Herr Warneboldt, Banken sollen sich mit einer höheren Eigenkapitalquote gegen Finanzkrisen wappnen. Muss sich der Mittelstand auf eine Kreditklemme einstellen?

Nein, die wird es wohl nicht geben. Wir gehen nur von aufwändigeren Verfahren bei der Kreditvergabe aus. Aber die bekommen wir für den Mittelstand in den Griff.

Haben Banken aus der Finanzkrise Konsequenzen gezogen?

Sie setzen heute verstärkt auf Frühwarnung. Die Kundenbetreuung erfolgt in drei Stufen: In guten Zeiten ist der Kundenbetreuer der Ansprechpartner für ein Unternehmen. Tauchen Probleme auf, übernimmt die Sanierungsabteilung. Ist die Rettung des Unternehmens nicht mehr möglich, kommt es auf der dritten Stufe zur Abwicklung. Die Banken wollen früher erkennen, wann ein Unternehmen von Stufe 1 zur Stufe 2 übergeht und sich der Beratungsbedarf intensiviert.

Was sollten Unternehmer bei Gesprächen mit Banken beachten?

Als Unternehmer sollten Sie genau wissen, wo Ihr Unternehmen steht. Sie brauchen einen aktuellen Überblick über die entscheidenden Kennziffern und eine aussagekräftige Prognose. Wir raten zu einer Planung von Rentabilität, Liquidität und Eigenkapital aus einem Guss. So können Sie frühzeitig reagieren und mit Ihrer Bank sprechen, wenn die Planung zum Beispiel ein Liquiditätsloch befürchten lässt. Dabei leisten wir sinnvolle Schützenhilfe: wir bieten Zahlenwerke, entwerfen professionelle Lösungsansätze und sorgen für eine positive Kommunikation mit Banken.

Welche Alternativen gibt es zu Krediten?

Viele Mittelständler haben die Zeit nach der Krise genutzt, um ihre Eigenkapitalquote zu verbessern. 30 Prozent sind nicht schlecht. Sinnvoll sind auch Leasing und Factoring. Eine gute Alternative sind Beteiligungen etwa von den Beteiligungsgesellschaften der Bundesländer. Momentan wird auch häufiger mit Anleihen gearbeitet.