Beißt der Schoßhund, muss Frauchen zahlen

Hund: Artgerecht kommunizieren, Angriffe verhindern / Quelle: Fotolia
Hund: Artgerecht kommunizieren, Angriffe verhindern / Quelle: Fotolia

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Das mag sich ein Schäferhund nach einer Darmspiegelung gedacht haben. Kaum aus der Narkose erwacht, biss das sonst friedliche Tier seinen Ärzten in die Arme. Mit gerichtlichem Nachspiel. Die Hundehalterin musste sich vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten und den Ärzten Schmerzensgeld zahlen.

Konrad Göbel, Haftpflichtexperte der Gothaer Versicherung, erklärt warum: „Laut Bürgerlichem Gesetzbuch muss der Tierhalter für Schäden seines Haustieres grundsätzlich aufkommen. Die Frage nach einem Verschulden des Halters hingegen ist nur bei Nutztieren wie Mastschweinen relevant.“

Ein Hundebiss ist keine Kleinigkeit. Denn Hunde haben eine kräftige Kaumuskulatur. Der Kiefer ist mit langen spitzen Fangzähnen ausgestattet und verfügt über Reißzähne, die scherenartig ineinander greifen. Das tut nicht nur weh. Der Biss eines Hundes verursacht schnell auch erhebliche Verletzungen, etwa zerrissene Muskeln oder starke Verletzungen von Sehnen, Gelenken und Was kann schon der Knochen.

Schuldfrage: Wenn Hunde beißen, liegt das oft an einem Missverständnis

In vielen Fällen ist der Hund im Grunde gar nicht schuld, wenn er zubeißt. Wird ein Hund gefährlich, liegt es oft daran, dass die Menschen nicht wissen, wie sie sich gegenüber Hunden verhalten sollen. So soll man Hunde nie von hinten anfassen, ihnen nachgehen, sie bedrängen, anschreien oder ihnen längere Zeit in die Augen sehen. Dadurch fühlen sie sich bedroht. Herrenlose Hunde sind zu meiden. Auch davonrennen ist falsch. Im schlimmsten Fall könnte ein Hund zum Beispiel ein Kind, das wegrennt, als zu jagende Beute ansehen. Kinder sind besonders gefährdet. Denn sie schätzen das Verhalten von Hunden regelmäßig falsch ein.

Kommt es zu Schaden, muss der Halter mit Schadenersatzforderung rechnen. Bissverletzungen lösen hohe Heilungskosten aus, der gebissene Hat Anspruch auf Schmerzensgeld. Außerdem muss der Halter mit weiteren Schadenersatzansprüchen rechnen. Im Urteilsfall hatte einer der gebissnen Ärzte Schadensersatz für Einnahmeausfälle gefordert, weil er längere Zeit nicht arbeiten konnte. „Die Kosten eines Hundesbisses können leicht die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Hundehalters übersteigen“, warnt Göbel.

Haftpflichtversicherung für Hundehalter

Eine generelle und deutschlandweite Versicherungspflicht für Hundehalter gibt es nicht. Dafür recht unterschiedliche Reglungen für die verschiedenen Bundesländer. Zum Beispiel schreibt das Landeshundegesetz in Nordrhein-Westfalen eine Versicherungspflicht für große Hunde ab 20 Kilogramm Körpermasse oder 40 Zentimeter Schulterhöhe vor. Klar, dass die Gothaer Versicherung den Abschluss einer Hundehalter-Haftpflichtversicherung empfiehlt. Und zwar „mit einer möglichst hohen Versicherungssumme“, so Göbel. „So können lebenslange finanzielle Verpflichtungen, die einen Hundebesitzer überfordern würden, vermieden werden“.