Die alternative Konfliktlösung

Streitendes Paar: Bei Scheidung Rosenkrieg / Quelle: Stockata.de
Streitendes Paar: Bei Scheidung Rosenkrieg / Quelle: Stockata.de

Nicht jeder Rechtsstreit muss vor Gericht entschieden werden. Die außergerichtliche Alternative der Konfliktlösung heißt Mediation. Bei einer Mediation finden Streitgegner unter Anleitung eines Mediators heraus, wo der Kompromiss liegt, auf den sie sich einigen können. Der Vorteil: schnellere Entscheidung, weniger Ärger, geringere Kosten. Die Roland Rechtsschutzversicherung sieht in Deutschland einen großen Nachholbedarf.

Vor dem Hintergrund überlasteter wird Roland-Chef Gerhard Horrion geradezu gesellschaftskritisch. Die Mediation, so der Vorstandsvorsitzende der Roland Rechtsschutzversicherung, fördere „einen veränderten Umgang mit Konflikten“ und ebne langfristig „den Weg zu einer neuen Rechtskultur des Miteinanders.“

Gerichte gut ausgelastet

Tatsächlich haben Richter in Deutschland gut zu tun. Jeder vierte Deutsche war laut Roland Rechtsschutz in den letzten fünf Jahren „in mindestens eine rechtliche Auseinandersetzung verwickelt“. Dabei nehme die Prozessflut an deutschen Gerichten stetig zu. Nach Angaben des Bundesjustizministeriums beläuft sich die Zahl der Gerichtsverfahren in Deutschland auf rund 3,9 Millionen pro Jahr, davon sind 1,3 Millionen amtsgerichtliche Zivilprozesse.

„Die deutschen Gerichte stoßen an ihre Leistungsgrenzen“, glaubt Roland-Chef Horrion. Die Gründe: „Zunehmend landen auch Bagatellverfahren vor dem Richter, und die durchschnittliche Verfahrensdauer nimmt zu“, sagt Horrion.

Dabei müsste das eigentlich nicht sein. Laut Horrion würde Mediation in vielen Fällen „schneller zum Ergebnis führen als der klassische Rechtsweg“. So dauere eine Scheidung als typische familienrechtliche Streitigkeit auf dem Instanzenweg nicht selten bis zu sieben Jahre und verursacht Kosten von rund 30.000 Euro. Zusammen mit einer außergerichtlichen Konfliktlösung durch Mediation kann die Dauer eines Scheidungsverfahrens auf rund elf Monate reduziert werden. Die Kosten belaufen sich in diesem Fall auf etwa 4.000 Euro.

Davon profitieren auch die Rechtsschutzversicherer. Kein Wunder, dass auch Roland-Chef Horrion ein bekennender Fan der Mediation ist. Seit 2009 ist Mediation als Leistungsart in den Versicherungsbedingungen der Roland Rechtsschutzversicherung verankert. Im Oktober 2010 wolle der Roland das Angebot auch auf „viele nicht versicherte Rechtsgebiete ausdehnen“, meldet die  Rechtsschutzversicherung.

Uneinheitliches Europa

Im Sommer 2008 hat die EU eine Mediationsrichtlinie verabschiedet. Diese müssen dei EU-Staaten bis Mitte 2011 in nationales Recht umsetzen. Das Ziel: Dei EU möchte die Mediation in Zivil- und Handelsangelegenheiten stärken.

Doch ein Jahr vor der Umsetzung zeigt Europa beim Thema Mediation eine unterschiedliche Entwicklung. „Während die Niederlande oder Österreich eine klare Vorreiterrolle in Sachen Mediation einnehmen, auch Belgien und Italien bereits richtlinienkonforme Mediationsgesetze vorweisen können, existieren in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern aktuell noch keinerlei gesetzliche Bestimmungen“, kritisiert  Gerhard Horrion. „Bei unserem holländischen Nachbarn können sich bereits seit mehr als drei Jahren die Konfliktparteien sogar während eines laufenden Verfahrens noch für den alternativen Rechtsweg entscheiden.“

Soll die Mediation auch in Deutschland ein voller Erfolg werden, muss laut Horrion jetzt die Politik ran. „Wir fordern eine zügige Umsetzung der EU-Mediationsrichtlinie in nationales Recht, außerdem einen klar definierten Ausbildungskanon für Mediatoren und offene Zugangsvoraussetzungen zu diesem Beruf“, sagt der Chef vom Roland Rechsschutz.