Im Rausch der Gewürzgurke

Gewürzgurke: Kein Heilmittel / Foto: © Rüdiger v. Schönfels
Gewürzgurke: Kein Heilmittel / Foto: © Rüdiger v. Schönfels

So zocken Scharlatane kranke Menschen ab: Ein Hamburger Frisör gibt sich als Schamane aus und betrügt einen schwerbehinderten Verwaltungsbeamten aus Hessen mit zwei Gewürzgurken. Jetzt hat das Amtsgericht Hamburg für Ordnung gesorgt.

Die Frage, ob Schamanen überhaupt zu etwas taugen, hat das Amtsgericht zwar nicht grundsätzlich beantwortet. Im Urteilsfall kam der Richter jedoch zu einem eindeutigen Ergebnis: „Was Sie gemacht haben, ist Scharlatanerie“, sagte der Richter zum angeklagten Wunderheiler. „Wenn meine Haare etwas länger wären, hätte vermutlich auch ich dem einfältigen Herrn vormachen können, ein Schamane zu sein.“

Das stimmt! Das Opfer verhielt sich im Urteilsfall durchaus leichtgläubig. Auf Mallorca lernte er den Frisör aus Hamburg kennen, der sich als angehender Schamane ausgab, Heilung versprach und das Gehirn des Hessen aufräumen wolle. Das klang verlockend. Das Opfer war seit einem Motorradunfall schwer behindert und litt an Sehstörungen. In so einer Situation greift manch einer zum Strohhalm der Wunderheilung. Die Hoffnung macht schwerkranke Menschen immer wieder zur leichten Beute skrupelloser Scharlatane.

Der Vollzug des Betrugs fand an der Ostsee auf Fehmarn statt. Bei Vollmond verabreichte der Schamane seinem Opfer zwei Gewürzgurken. Womit auch immer die Dinger gewürzt waren. Die Gurken hatten es in sich. Kaum intus, geriet der hessische Verwaltungsbeamte in einen Rausch mit Lichtlinien und drum und dran. Ein Drogenmissbrauch mit LSD ließ sich vor Gericht zwar nicht mehr nachweisen. Dafür stand der Betrug für den Richter schnell fest. Der selbst ernannte Schamane wurde zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Die wurden allerdings auf Bewährung ausgesetzt. Bleibt zu hoffen, dass der Schamane wenigstens die Summe zurückzahlen muss, die er dem Hessen für die beiden Gewürzgurken abgeknöpft hat: das waren immerhin 20.000 Euro.